DMSO: Anwendung, Wirkungen und Kombinationen
Was ist DMSO?
DMSO (Dimethylsulfoxid) ist eine natürliche, organische Schwefelverbindung, die ursprünglich als Nebenprodukt der Holzverarbeitung entdeckt wurde. Es ist eine klare, geruchlose Flüssigkeit (in reiner Form, der oft beschriebene Geruch entsteht durch Metaboliten im Körper) und bekannt für seine bemerkenswerte Fähigkeit, biologische Membranen wie die Haut leicht zu durchdringen. Diese Eigenschaft macht es zu einem effektiven Trägerstoff, der andere Substanzen tiefer ins Gewebe transportieren kann. DMSO ist auch ein vielseitiges Lösungsmittel.
Allgemeine Eigenschaften und Wirkmechanismen
DMSO werden vielfältige biologische Wirkungen zugeschrieben:
- Entzündungshemmend: Es kann Entzündungsprozesse im Körper modulieren und reduzieren, was bei vielen schmerzhaften Zuständen Linderung verschafft.
- Schmerzlindernd: DMSO kann die Leitung von Schmerzsignalen in Nervenfasern blockieren und wirkt dadurch analgetisch.
- Antioxidativ: Es wirkt als Fänger freier Radikale, die Zellschäden verursachen und zu Alterungsprozessen und Krankheiten beitragen können. DMSO unterstützt körpereigene antioxidative Systeme.
- Penetrationsfördernd: Wie erwähnt, kann es die Hautpenetration für sich selbst und andere Wirkstoffe verbessern („Taxi-Funktion“ oder „Schleppersubstanz“).
- Abschwellend: Es hilft, Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe zu reduzieren.
- Gefäßerweiternd & Durchblutungsfördernd: Es kann die Blutgefäße erweitern und die lokale Durchblutung verbessern, was die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen sowie den Abtransport von Abfallstoffen fördert.
- Muskelentspannend: Es kann zur Lockerung verspannter Muskulatur beitragen.
- Wachstumshemmend auf Mikroorganismen: Es zeigt Wirkung gegen bestimmte Bakterien, Viren und Pilze.
- Kollagenbeeinflussung: Es kann die Struktur von Kollagen beeinflussen, was bei Narbenbildung relevant ist (kann übermäßige Vernarbung reduzieren).
- Immunmodulierend: Es kann bestimmte Reaktionen des Immunsystems beeinflussen.
Detaillierte Anwendungsbereiche
Basierend auf seinen Eigenschaften wird DMSO bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt, oft im Bereich der Alternativmedizin:
Gelenk- und Muskelerkrankungen
- Arthrose & Arthritis: Einer der häufigsten Bereiche. Zur Linderung von Schmerzen, Entzündungen und Schwellungen (Knie, Hüfte, Finger etc.). Soll Beweglichkeit verbessern.
- Rheumatische Beschwerden: Bei verschiedenen Formen wegen entzündungshemmender und schmerzlindernder Eigenschaften.
- Sportverletzungen: Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Blutergüsse, Tennisellenbogen, Sehnenentzündungen. Soll Heilung beschleunigen, Schwellungen reduzieren, Schmerzen lindern.
- Rückenschmerzen: Bei Verspannungen, Bandscheibenproblemen oder Degeneration zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung.
- Fibromyalgie: Chronische Schmerzen in Muskeln und Bindegewebe können positiv ansprechen.
Schmerzzustände
- Chronische Schmerzen: Generell bei langanhaltenden Schmerzen verschiedener Ursachen.
- Nervenschmerzen: Bei Neuralgien (z.B. Trigeminusneuralgie) oder Phantomschmerzen.
- Kopfschmerzen/Migräne: Besonders bei Spannungskopfschmerzen durch muskelentspannende Wirkung.
Hauterkrankungen
- Wundheilung: Unterstützung der Heilung und positive Beeinflussung der Narbenbildung (weichere Narben).
- Hautentzündungen: Bei Akne, Kontaktdermatitis oder Ekzemen (äußerlich).
- Verbrennungen: Zur Schmerzlinderung und Unterstützung der Heilung.
- Herpes: Bei Lippenherpes (Herpes simplex) oder Gürtelrose (Herpes zoster) zur Linderung der Symptome.
- Warzen: Zur Bekämpfung der Viren.
- Pilzinfektionen: Äußerlich bei Haut- oder Nagelpilz.
Andere Erkrankungen
- Blasenentzündung: Insbesondere bei interstitieller Zystitis (chronisch) teils auch schulmedizinisch zur Blasenspülung zugelassen.
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis): Zur Abschwellung und Entzündungshemmung.
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Colitis ulcerosa): Hinweise auf positive Effekte.
- Autoimmunerkrankungen: Versuchsweise bei Lupus erythematodes oder Sklerodermie.
- Durchblutungsstörungen: Aufgrund der gefäßerweiternden Wirkung.
- Neurologische Bereiche: Experimentelle Anwendungen bei Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Traumata.
Detaillierte Anwendungsarten
Äußerliche Anwendung
Dies ist die häufigste Anwendungsform.
- Vorbereitung: Die Haut muss unbedingt sauber und frei von Seifen, Cremes oder anderen Chemikalien sein, da DMSO diese tiefer in die Haut transportieren würde. Am besten nur mit klarem Wasser reinigen und gut trocknen lassen.
- Auftragen: Eine verdünnte DMSO-Lösung wird mit einem sauberen Pinsel (Naturhaar), Wattebausch, einem Glas-/Keramik-Spray oder sauberen Fingern auf die betroffene Stelle aufgetragen. Nicht einmassieren, nur einen dünnen Film bilden.
- Einwirken/Trocknen: Die Lösung sollte ca. 20-30 Minuten an der Luft trocknen, bevor die Stelle mit Kleidung bedeckt wird. Danach kann die Haut trocken sein; eine Nachpflege mit reinem Aloe Vera Gel, hochwertigen Pflanzenölen (z.B. Kokosöl) oder einer DMSO-Creme ist möglich.
- Konzentrationen (wässrige Lösungen): Die Konzentration hängt vom Anwendungsort und der individuellen Verträglichkeit ab. Beginnen Sie im Zweifel immer mit einer niedrigeren Konzentration. Übliche Richtwerte:
- Gesicht/Kopfbereich: ca. 25-35%
- Arme, Rumpf: ca. 50-60%
- Beine: ca. 60-70%
- Warzen, verhornte Stellen: Ggf. bis 75% (Vorsicht!)
- Offene Wunden: ca. 30-40% (Nur nach Rücksprache mit Fachpersonal, oft nur um die Wunde herum empfohlen)
- Augen: Nur extrem verdünnt (≤ 1%) und spezielle, sterile Zubereitungen unter fachkundiger Anleitung!
- Häufigkeit: Meist 1-3 Mal täglich.
- Mögliche Hautreaktionen: Ein leichtes Wärmegefühl, Kribbeln oder Jucken ist häufig und meist harmlos. Stärkere Rötungen, Brennen oder Ausschlag deuten auf zu hohe Konzentration oder Unverträglichkeit hin. Dann Konzentration reduzieren oder pausieren. Bei allergischen Reaktionen sofort abwaschen.
Innere Anwendung (Oral)
- Methode: DMSO kann getrunken werden, immer stark verdünnt in Wasser oder Saft.
- Dosierung: Ein häufig genannter Richtwert ist 0,1 g DMSO pro kg Körpergewicht pro Tag, aufgeteilt auf 2-3 Dosen. Es ist dringend empfohlen, mit einer sehr viel niedrigeren Dosis zu beginnen (z.B. 1/4 Teelöffel DMSO auf ein großes Glas Wasser 1x täglich) und langsam zu steigern.
- Geschmack/Geruch: Charakteristischer Geschmack. Mischen mit Säften kann helfen. Nach Einnahme kann ein knoblauch- oder austernartiger Körper- und Atemgeruch auftreten.
- Mögliche Nebenwirkungen: Anfangs können Kopfschmerzen, Schwindel oder Verdauungsbeschwerden (Entgiftungszeichen) auftreten. Bei zu schneller Steigerung sind Magen-Darm-Beschwerden möglich.
Andere Anwendungen
Infusionen, Injektionen oder Blasenspülungen gehören ausschließlich in die Hand erfahrener Ärzte oder Therapeuten.
Kombinationen mit anderen Stoffen
DMSO wird oft mit anderen Substanzen kombiniert, um deren Wirkung zu verstärken oder zu ergänzen:
- Magnesium: Äußerlich mit Magnesiumchlorid („Magnesiumöl“) bei Muskelverspannungen und Gelenkschmerzen (DMSO als Transporter).
- Procain: In der Neuraltherapie zur lokalen Schmerzbehandlung und Entzündungshemmung.
- Ascorbinsäure (Vitamin C): Zur Stärkung des Immunsystems und bei Infekten.
- Kräuter/Pflanzenauszüge: Zur Herstellung potenter Tinkturen (z.B. mit Arnika, Beinwell, Weihrauch, Calendula). DMSO löst wasser- und fettlösliche Stoffe.
- Honig (z.B. Manuka): Äußerlich bei Wunden oder Hautinfektionen (DMSO als Transporter, Honig antibakteriell/heilend).
- Propolis: Äußerlich bei Hautproblemen oder Entzündungen.
- Aloe Vera: Oft zur Hautpflege *nach* der DMSO-Anwendung oder direkt als Gel-Mischung.
- MMS/CDL: Als Transportmittel für Chlordioxid (umstritten, erfordert Kenntnis).
- Ätherische Öle: Möglich, aber große Vorsicht (Transport reizender Stoffe), nur stark verdünnt.
Wichtige Warnhinweise und Kontraindikationen
- Personen, die Blutverdünner (z.B. Marcumar, Warfarin) einnehmen, sollten DMSO nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden.
- Bei schweren Leber- oder Nierenschäden ist Vorsicht geboten.
- Nicht anwenden bei bekannter Allergie gegen DMSO.
- Für Schwangere, Stillende und Kleinkinder unter 5 Jahren wird die Anwendung generell nicht empfohlen (fehlende Studien).
- Bei Einnahme von Medikamenten immer mögliche Wechselwirkungen durch verstärkte Aufnahme bedenken und ärztlichen Rat einholen.
DMSO ist ein faszinierendes Mittel mit einem breiten potenziellen Anwendungsspektrum. Aufgrund seiner starken Wirkeigenschaften ist ein verantwortungsvoller und informierter Umgang essenziell. Bei ernsthaften Erkrankungen sollte die Anwendung immer mit einem erfahrenen Arzt oder Therapeuten besprochen werden.